Neulich in der Haard-Bahn

Hagen, 13.01.07

Es gibt Momente, die sind einfach in dem Moment, in dem sie geschehen so urkomisch, dass sie es einfach verdienen niedergeschrieben zu werden. Wer kennt es nicht…?!? Am achten Tag schuf Gott nicht den Rechtsanwalt… er schuf den Hip-Hopper. Ich hatte es am achten Tag des letztjährigen Dezembers mit zwei Exemplaren der Spezies Hip-Hop-Mitbürger zu tun. Aufgrund ihres sehr unterschiedlich ausgeprägten Bartwuchses, machte ich schnell auch ein sehr unterschiedliches Alter aus, was sich aber nicht auf ihr Verhalten auswirkte. Und dann ihr Aussehen! Sie waren sich wie aus dem Gesicht geschnitten. Brüder vielleicht?!? Mmmh… ich meine, ich habe auch einen Bruder… aber sooo ähnlich sehe ich ihm auch nicht.

Bei unseren beiden Rap-Freunden war das schon unheimlich. So etwas kennt der RTL-Zuschauer sonst nur von den Boris Becker Kindern. Nun ja… in den Bahnen gibt es ja diese Vierertische. Ich hoffe immer inständig, dass sich kein durstiger oder gar hungriger Mensch neben mich setzt, um dann diese Klappvorrichtung zwecks Nahrungsaufnahme herunter zu klappen. Dann wird es nämlich immer so richtig kuschelig eng. Ja, ja… Preise rauf! Klappe runter! Jedenfalls saßen rechts von meinem Viererklapptisch die beiden Happy Hippos. Ebenfalls an einem Viererklapptisch. Vor mir… an meinem(!) Viererklapptisch saß ein älterer Herr… optisch hatte er was von Peter Sloterdijk vom philosophischen Quartett. Wer den nicht kennt, kann sich vielleicht was unter Winnie Schäfer mit Brille und Schnäuzer vorstellen. Unsere Freunde vom Nachbartisch brachten das hoffentlich allseits bekannte Kunststück zustande, ihre Mobiltelefone auf "Vol. Max." zu pressen und typen, so dass quasi im Kanon derbster Scheiß von mir aufgrund von derbster Abneigung derbst unbekannten derben deutschen Reim-Philosophen erklang. Nein! Erschallte!!! Was tun? Neben mir das philosophische Duo des Rap und vor mir der ebenfalls sichtlich genervte "Peter Sloterdijk". Keine Ahnung warum – wahrscheinlich kam der kleine Dorfpunk in mir durch… ich nahm mein verkratztes Mobiltelefon (Sony Ericsson: Euer komischer Pin in der Mitte taugt rein GAR NICHTS!!!) und durchforstete meine Klingeltöne. "The Beatles – A Hard Days Night"! Ebenfalls auf Vol. Max. (Sony Ericsson: Euer integrierter Lautsprecher taugt 'NE MENGE!)

Was folgte ist schnell beschrieben: Mein verschämter Blick richtete sich nach vorne, um nicht in Augenkontakt mit dem Rap-Duo zu geraten. Dann plötzlich ein Gelächter! "Peter Sloterdijk" oder "Winnie Schäfer mit Brille und Schnäuzer" (as you like) fühlte sich wohl in seine philosophisch-psychedelische Zeit zurückversetzt. Er wippte mit, lachte und sang leise den Text. Und es geschah, dass unsere beiden Hip-Hopper schnurstracks das Abteil verließen. Nicht um auszusteigen. Sie lauschten wohl in einem anderen Abteil weiter ihrer "Musik".

Der ältere Mann hat nicht mehr mit mir geredet. Vielleicht war er sauer, weil ich direkt nach dem Verschwinden des Rap-Duos auch meine Musik(!) stoppte. Wer weiß!?! "Der Moment, der besser ist, als alles andere, das du kennst." Wir waren eins im Geiste. Coalition of the Willing!